Hip-Hop und Jazz pflegen seit der Entstehung des Hip-Hop in den späten 1970er Jahren eine langjährige und symbiotische Beziehung. Da beide Genres in der schwarzen Kultur und Tradition verwurzelt sind, hat die Verbindung von Jazz und Hip-Hop einen einzigartigen Klang hervorgebracht, der Musikliebhaber weltweit fasziniert hat.
In den frühen Jahren des Hip-Hop griffen Künstler oft auf Jazzplatten als Inspirationsquelle und Fundgrube von Samples zurück. Die warmen, organischen Töne dieser klassischen Instrumentals bildeten eine perfekte Kulisse, auf der Rapper ihre genialen Punchlines und kreative Geschichtenerzählungen präsentieren konnten.
Von den bahnbrechenden Sampling-Techniken von Gang Starr und A Tribe Called Quest bis hin zur Live-Instrumentierung der Jazzmatazz-Serie von Guru und der innovativen Produktion von J Dilla und Madlib hat der Jazz eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung des Klangs und der Identität des Hip-Hop gespielt. Während sich der Hip-Hop weiterentwickelt und wächst, bleibt die Rolle des Jazz innerhalb des Genres bedeutend. Künstler wie Kendrick Lamar, Flying Lotus und Thundercat haben alle dem Genre ihre Anerkennung gezollt, indem sie seine charakteristischen Elemente in ihre Arbeit einbezogen und auf den Grundlagen aufgebaut haben, die von den Pionieren vor ihnen gelegt wurden.
Von Digable Planets, Nujabes und Flying Lotus über Gang Starr, Pete Rock bis hin zu J Dilla – hier sind die besten 10 Jazz-Rap-Künstler aller Zeiten.
10. Digable Planets

Wesentliches Hören: Reachin’ (Eine neue Widerlegung von Zeit und Raum)
Dieses mit dem Grammy ausgezeichnete Trio, bestehend aus Butterfly (Ishmael “Ish” Butler), Ladybug Mecca (Mary Ann Vieira) und Doodlebug (Craig “Doodle” Irving), brach 1993 mit ihrem bahnbrechenden Debütalbum “Reachin’ (A New Refutation of Time and Space)” auf die Bühne. Durch die Verschmelzung von Elementen des Jazz, Hip-Hop und Afrofuturismus schuf Digable Planets ein klangliches Universum, das sowohl Rap-Liebhaber als auch Musikliebhaber ansprach. Die innovative Klanglandschaft von “Reachin'” war eine frische Brise in der Hip-Hop-Gemeinschaft. Digable Planets sampelten Jazzlegenden wie Art Blakey, Sonny Rollins und Curtis Mayfield und schufen damit eine warme, entspannte Atmosphäre, die den perfekten Hintergrund für ihre geschmeidigen, intelligenten Texte bot. Das Trio griff Themen wie Politik, Rasse und Umweltschutz mit Feingefühl auf, ohne sich vor Grenzüberschreitungen und der Herausforderung gesellschaftlicher Normen zu scheuen. Ihr Smash-Hit “Rebirth of Slick (Cool Like Dat)” katapultierte sie ins Rampenlicht und brachte ihnen 1994 den Grammy für die beste Rap-Darbietung eines Duos oder einer Gruppe ein. Der mitreißende Groove und das kunstvolle Wortspiel des Songs erfassen die Essenz von Digable Planets’ eklektischem Ansatz des Jazz-Rap. Nicht zufrieden damit, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen, brachte die Gruppe 1994 mit ihrem zweiten Album “Blowout Comb” ihren Sound und ihre Botschaft auf neue Höhen. Das Album präsentierte einen dichteren, organischeren Klang mit Live-Instrumentierung und einem stärkeren Schwerpunkt auf Jazz- und Funk-Einflüssen. Textlich tauchte das Trio noch tiefer in seine sozialbewussten Botschaften ein und thematisierte Themen wie Gentrifizierung, die Black Panther Party und die Bedeutung von Selbstständigkeit.
9. Madlib

Wesentliches Hörvergnügen: Schattierungen von Blau
Mit Wurzeln in Oxnard, Kalifornien, gilt Madlib schon lange als prägende Figur in den Jazz-Rap- und Underground-Hip-Hop-Szenen. Als Produzent, Rapper und DJ hat sich Madlib durch seine innovative und eklektische Herangehensweise an Sampling und Beat-Making einen Ruf als einer der kreativsten und grenzüberschreitendsten Künstler der Szene erarbeitet. Als wahrer musikalischer Chamäleon hat Madlib nie Angst vor Experimenten mit verschiedenen Genres und Stilen gehabt, aber seine Liebe zum Jazz ist stets in seiner Arbeit erkennbar. Ob er nun eine seltene Jazzplatte in einen mitwippenden Beat verwandelt oder live im Studio Instrumente spielt, Madlibs tiefe Wertschätzung für das Genre ist in jeder Note spürbar. Ein von Madlib besonders gefeiertes Projekt ist seine Zusammenarbeit mit dem verstorbenen, großartigen MF DOOM auf dem wegweisenden Album “Madvillainy”, das wohl als das beste Underground-Hip-Hop-Album aller Zeiten betrachtet wird. Als Hauptarchitekt des Sounds hat Madlib eine Klanglandschaft geschaffen, die stark vom Jazz beeinflusst ist und obskure Samples, komplexe Schlagzeugmuster und Live-Instrumente kombiniert, um eine perfekte Kulisse für DOOMs komplexe Wortspiele zu schaffen. Madlibs Leidenschaft für Jazz wird auch in seiner Solomusik deutlich, besonders auf dem gefeierten Album “Shades of Blue”. In diesem Projekt interpretiert und remixt Madlib klassische Tracks aus dem legendären Blue Note Records-Katalog und verleiht ihnen eine härtere Hip-Hop-Kante. “Shades of Blue” ist eine Liebeserklärung an den Jazz und ein Beweis für Madlibs Fähigkeit, scheinbar unterschiedliche Genres zu etwas Neuem, Fesselndem und unverkennbar Hip-Hop zu verschmelzen.
8. Flying Lotus

Wesentliches Hören: Du bist tot!
Der in Los Angeles ansässige Produzent und Musiker Flying Lotus ist seit Langem ein Wegbereiter in der Jazz-Rap-Szene mit seinem experimentellen Ansatz zur Beat-Herstellung und Klanglandschaften. Als Großneffe der Jazz-Ikonen Alice und John Coltrane trägt Flying Lotus ein reiches musikalisches Erbe in sich, das sein Werk nachhaltig beeinflusst hat und die Welten von Jazz und Hip-Hop nahtlos miteinander verbindet. Als wahrer Klangarchitekt hat sich Flying Lotus einen Namen gemacht, indem er immersiven, unwirklichen Klanglandschaften erschafft, die sich nicht leicht kategorisieren lassen. Seine innovativen Techniken, die Elemente des Jazz, der elektronischen Musik und des Hip-Hop integrieren, haben ihm eine engagierte Fangemeinde und den legendären Status eingebracht. Alben wie “Cosmogramma” und das unverzichtbare “You’re Dead!” zeigen seine außergewöhnliche Fähigkeit, komplexe, mehrschichtige Kompositionen zu weben, die Hörer fesseln und Erwartungen herausfordern. Mit Kollaborationen mit einigen der talentiertesten Künstler der Musikindustrie, darunter Kendrick Lamar, Thundercat und Kamasi Washington, ist “You’re Dead!” eine atemberaubende Klangreise, die dem Geist des Jazz Tribut zollt und gleichzeitig das Genre vorantreibt. Das Projekt ist sowohl eine Erforschung des Lebens und des Todes als auch eine Feier der grenzenlosen Möglichkeiten der Musik.
7. Nujabes

Essenzielles Zuhören: Modal Soul
Jun Seba, das Mastermind hinter Nujabes, revolutionierte den Jazz-Rap mit seiner einzigartigen Fusion aus Jazz, Hip-Hop und Ambient-Vibes. Obwohl er hauptsächlich in Japan ansässig war, hallte der Einfluss dieses Musikgenies auf der ganzen Welt wider. Nujabes’ Arbeit an der Soundtrack von Samurai Champloo eröffnete neuen Generationen die Magie des Jazz-Rap, während Modal Soul und Metaphorical Music sein Genie für die Verbindung von sanften Beats und komplexen Melodien zeigten. Als Pionier der Lofi-Bewegung kombinierte er Samples großer Jazzkünstler wie Yusef Lateef und Bill Evans mit eigenen Kompositionen und schuf so einen nostalgischen und zugleich visionären Klang, der enorm an Popularität gewonnen hat. Obwohl sein Leben tragischerweise 2010 zu Ende war, bleibt Nujabes’ Vermächtnis stark. Sein Einfluss ist in den Werken von J Dilla, Ta-ku und Uyama Hiroto spürbar, und seine zeitlosen Kompositionen fesseln weiterhin Fans auf der ganzen Welt. Als einer der zehn größten Jazz-Rap-Künstler aller Zeiten wird Nujabes’ innovativer Geist und sein interkultureller Einfluss niemals vergessen werden.
6. Pete Rock & CL Smooth

Unverzichtbares Hören: Die Hauptzutat
Pete Rock & CL Smooth tauchten während des goldenen Zeitalters des Hip-Hop auf, einer Zeit, in der Jazz-Rap an Fahrt gewann und sich als Subgenre weiterentwickelte. Als frühe Verfechter dieser Bewegung unterschied sich das Duo durch seinen gefühlvollen Sound von seinen Zeitgenossen und festigte seinen status als Jazz-Rap-Pioniere. Das ikonische Debütalbum des Duos, Mecca and the Soul Brother, präsentierte Pete Rocks warmen, gefühlvollen Produktionsstil, der Jazz-Samples, opulente Hornarrangements und sanfte Basslinien kombinierte, die perfekt zu CL Smooths introspektivem und treffendem Lyrisch passten. Diese Synergie zwischen Produktion und Geschichte schuf einen einzigartigen Jazz-Rap-Sound, der bei Hip-Hop-Fans und Jazz-Liebhabern gleichermaßen Anklang fand. In ihrem (leider) kleinen Katalog manipulierte Pete Rock meisterhaft klassische Jazz-Samples und hauchte dem Genre neues Leben ein, während er seine Wurzeln ehrt. CL Smooths Fähigkeit, persönliche Erzählungen mit allgemeinen Themen wie Liebe, Verlust und Lebenserfahrungen zu verweben, verlieh ihrer Musik Tiefe und Emotionen und machte ihre Arbeit zeitlos und leicht zugänglich.
5. J Dilla

Wichtige Musik zum Hören: Donuts.
J Dilla: Der visionäre Jazz-Rap-Künstler, der das Beatmaking neu definierte.
James Dewitt Yancey, bekannt als J Dilla oder Jay Dee, gilt als Gigant des Jazz-Rap und des instrumentalen Hip-Hop. Geboren in Detroit, wurde Dillas gefühlvoller, vom Jazz beeinflusster Produktionsstil von unzähligen Künstlern verschiedener Genres aufgegriffen und machte ihn zu einem der angesehensten Beatmaker aller Zeiten. Als Mitglied von Slum Village und häufiger Kollaborateur von A Tribe Called Quest präsentierte J Dilla sein Talent, Beats zu kreieren, die sowohl bei Fans als auch bei Kollegen ankamen. Seine Arbeit half, den Klang des Jazz-Raps in den späten 90ern und frühen 2000ern zu prägen und verschaffte ihm einen wohlverdienten Platz unter den Größen. Dillas Solokarriere festigte seinen Ruf als Jazz-Rap-Ikone. Kritisch gefeierte Alben wie sein Meisterwerk “Donuts” und das posthum erschienene “The Shining” bleiben Genrestützen, die seine einzigartige Herangehensweise an Beatmaking hervorheben. Mit unkonventionellen Drums, zerschnittenen Samples und jazzgeladenen Melodien ist Dillas unverkennbarer und unvergesslicher Stil unverwechselbar.
4. The Roots

Unverzichtbares Zuhören: Möchtest du mehr?!!!??!
Geradeaus aus Philly, führen The Roots, angeführt von der unaufhaltsamen Kraft von Black Thought am Mikrofon und dem genialen Drumming von Questlove, Barrieren ein und definieren die Jazz-Rap-Szene mit ihrer Live-Instrumentierung und elektrisierenden Live-Auftritten neu. In den Anfangstagen bekannt für ihren Scat-Ansatz und improvisierten Freestyles, haben diese Pioniere es real und roh gehalten und ihren Status als Jazz-Rap-Innovatoren gefestigt. Mit essenziellen Hits wie “Do You Want More?!!!??!” zeigen The Roots ihre kreativen Muskeln und vereinen Elemente von Jazz, Hip-Hop und Soul auf innovative und zeitlose Weise. Black Thoughts messerscharfer Lyrik und soziales Bewusstsein, gepaart mit der erstklassigen Musikalität der Band, haben The Roots zu einer der führenden Kräfte in der Jazz-Rap-Welt gemacht und sie haben Generationen von Künstlern beeinflusst.
3. Gang Starr

Wichtiges Hörvergnügen: Schritt in die Arena
Guru und DJ Premier, das dynamische Duo, bekannt als Gang Starr, waren echte Pionier in der Jazz-Rap-Welt. Sie stammen aus Boston, Massachusetts und Houston, Texas und haben den New Yorker Hip-Hop mit ihrer Herangehensweise an Produktion und Lyrik neu definiert. Das Duo war unter den Ersten, die Jazz im Hip-Hop gesampelt haben; als sie ihre Debütsingle “Words I Manifest” im Jahr 1989 veröffentlichten, haben sie mit dem Sampling von Dizzy Gillespies Klassiker “Night in Tunisia” aus dem Jahr 1952 für Aufsehen gesorgt. Gurus entspannter, monotoner Flow in Kombination mit DJ Premiers unglaublichen Fähigkeiten auf jazzig-beatlastigen Tracks und Scratches haben den Sound von Gang Starr zu etwas Besonderem gemacht. Ihr ikonisches Album “Step in the Arena”, das ihre jazzige Herangehensweise am besten repräsentiert, gehört zu den Grundpfeilern des Subgenres.
2. A Tribe Called Quest

Essenzielles Zuhören: Die Low-End-Theorie
Wenn es um Jazz-Rap geht, herrscht A Tribe Called Quest als Wegbereiter, die die Bühne für das Genre bereitet haben, als unübertroffen. Bestehend aus dem dynamischen Trio Q-Tip, Phife Dawg, Ali Shaheed Muhammad sowie dem spirituellen Mitglied Jarobi White, verband Tribe meisterhaft Jazz-Samples, schwere Schlagzeugmuster und mitreißende Basslinien und schuf damit eine ganz neue Stimmung im Hip-Hop. Während ihr Debütalbum “People’s Instinctive Travels and the Paths of Rhythm” mit reichen Samples von Künstlern wie Lonnie Smith und Grover Washington Jr. eine Offenbarung in der Jazz-Rap-Welt war und den Großteil des Albums bildete, legten sie auf “The Low End Theory” noch einen drauf. Man muss nur den schweren Bass und die entspannten Vibes von “Jazz (We’ve Got)” hören, um die Auswirkungen zu verstehen, die Tribe auf die Jazz-Rap-Szene hatte.
1. Guru

Wesentlich zum Hören: Guru’s Jazzmatazz, Vol. 1
Mit seinem Erfolg mit Gang Starr war Guru auf der Überholspur und machte keine Pause, als er seine Solokarriere zwischen dem dritten und vierten Album des Duos startete. Das Jazzmatazz-Projekt des in Boston geborenen Rappers war eine bahnbrechende Veränderung, indem es Live-Jazzinstrumente noch nie dagewesener Weise mit Hip-Hop kombinierte. Durch die Zusammenarbeit mit Jazzgrößen wie Donald Byrd, Branford Marsalis und Roy Ayers schuf Guru eine außergewöhnliche musikalische Erfahrung, die alle Erwartungen übertraf. Über vier Bände hinweg hat die Jazzmatazz-Serie von Guru den Jazz-Rap auf neue Höhen gebracht und das Subgenre einem noch breiteren Publikum vorgestellt. Gurus sanfte Stimme und nachdenkliche Reime passten perfekt zu den live Jazz-Vibes und schufen eine Synergie, die bis heute unübertroffen ist.